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Zeit

Die Zeit beginnt
Der Regen rinnt

Erde wird benetzt
Ein Tropfen zusammengesetzt

Erweckt vom Sonnenlicht
Zeigt er sein schönstes Gesicht

Ein Funkeln –  den hellsten Sternen gleich –
Ist hier auf Erden sein Reich

Wie auch die Sterne im All verglühen
Kommt auch hier die Zeit um zu gehen

Doch etwas bleibt,

– Erinnerung –

An eine schöne, gemeinsame Zeit

Wunderkerze

Ich schaue in das Licht, die Funken der Wunderkerze sprühen,
sie tanzen und sehen aus wie kleine Sterne am Firmament.

Erst leuchten sie ganz hell, dann schließlich –
lösen sie sich in nichts auf.

Ich gerate dabei ins Träumen und denke an Sternschnuppen.

Ob ich jetzt wohl einen Wunsch frei habe?

Wenn ich so darüber nachdenke, fällt mir nicht wirklich etwas ein,
ja, ich bin zufrieden und glücklich

                         – sozusagen wunschlos glücklich –
 
Der Gedanke an die Sternschnuppe lässt mich schmunzeln, und ich denke:
 
                          Ich wünsche mir, dass es so bleibt.
 

Immer wieder

Mit jedem Atemzug – das Herz öffnen
Mit jeder Zärtlichkeit – ein Loslassen

Mit jedem Atemzug – die Welt begreifen
Mit jedem Gedanken – ein weiteres Geschenk

Mit jedem Atemzug – das Leben leben
Mit jedem Lächeln – ein Strahlen in die Welt

Der Dachboden

Ich habe es damals schon geliebt den Dachboden im Haus meiner Großmutter zu durchstöbern. Ich konnte mich noch genau daran erinnern, wie ich mich als Kind leise dort hinaufgeschlichen habe, während meine Großmutter in der Küche ihr Mittagsschläfchen auf der Couch hielt. Ich habe es genossen die alten Koffer zu öffnen und ihre abgelegten Kleider und Hüte anzuprobieren und mich dabei im Spiegel zu betrachten. Ein Höhepunkt war es jedes Mal, wenn ich auch noch ein paar wunderschöne Schuhe dazu fand. Die mit dem hohen Absatz die liebte ich am meisten.

Es waren schöne Erinnerungen die ich mit dem alten Dachboden im Haus meiner Großmutter verband. Es war damals überhaupt eine schöne Zeit mit ihr und bei ihr. Allerdings stimmte mich der Gedanke daran traurig, da mich einige Zeit zuvor die Nachricht vom Tod meiner Großmutter ereilte. Nun war es also soweit und ich besuchte erstmals nach ihrem Tod das alte Haus. Es gab einiges für mich dort zu tun. Wie würde es wohl sein. Ich hatte keine Vorstellung, wie ich mich dabei fühlen würde, das Haus zu betreten, mit dem Wissen sie dort nicht mehr vorzufinden. Ich hatte die unangenehme Aufgabe: Ich musste Ihren Nachlass verwalten. Es fühlte sich schrecklich an, so sachlich, so kalt, irgendwie unpersönlich. Bei diesem Gedanken fühlte ich mich schlecht. Wie sollte ich das vereinbaren, einerseits ihre Sachen zu durchsuchen und andererseits ihre Privatsphäre nicht zu entblößen. Es war ein ungutes Gefühl, ich hatte zum ersten Mal in diesem Haus so empfunden. Ich wusste nicht so recht was ich jetzt machen sollte, wo konnte ich beginnen. Ich schaute nachdenklich aus dem Fenster. Setzte mich auf ihren Lieblingsplatz und schloss für einen Moment die Augen. Ich hatte auf einmal das Gefühl nicht mehr alleine zu sein, irgendwie spürte ich ihre Anwesenheit. Mit diesem Gefühl kam die Hoffnung, dass alles gut werden würde. Die alte Uhr schlug zwölf und ich schaute auf. Mit Erstaunen stellte ich fest, dass ich dort schon fast zwei Stunden saß. Ich verweilte dort mit meinen Gedanken im früher Erlebten. Jetzt kam ich mir nicht mehr verloren vor, hatten sich doch all diese schönen Erinnerungen tief in meinem Herzen verankert. Ich spürte, dass sich etwas verändert hatte, diese bleibenden Erinnerungen an alte, wundervolle Zeiten gaben mir auf einmal Sicherheit. Zuversicht, die ich brauchte, um zu beginnen. Ich begann mit der Küche, danach folgten die gute Stube und die zwei anderen Räume. Es ging mir immer leichter von der Hand, und es kamen auch einige Dinge zum Vorschein die mich schmunzeln ließen. So gut motiviert dachte ich, dass ich mich nun meiner größten Herausforderung stellen könnte: Dem Dachboden! Vorsichtig stieg ich die alten Stufen bis zum Dachboden hinauf doch bevor ich die Türe öffnete, zogen all die alten Erinnerungen an mir vorbei und ich musste zugeben, ich hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch. Ich holte noch einmal tief Luft und öffnete dann ganz vorsichtig die Dachbodentüre. Sie knarrte fürchterlich laut. Immer noch so wie früher. Ich wusste noch genau, dass ich jedes Mal dachte – jetzt hat sie dich erwischt. Ich musste lächeln, früher wäre ich dabei fast gestorben. Meine Großmutter musste einen tiefen und festen Mittagsschlaf gehalten haben. Ich betrat nach all den Jahren diesen Dachboden und tastete nach dem Lichtschalter. Damals kam ich lang gestreckt gerade noch an diesen höherliegenden Lichtschalter. Es war schwierig für mich das Innere des schwarzen Schalters mit dem nötigen Schwung zu drehen und ich brauchte dazu immer sehr viel Kraft. Ich musste mich dabei noch höher auf die Zehenspitzen stellen, damit er endlich einrastete und die Glühbirne vom oberen Balken mit ihrem schwachen Schein den Dachboden in geheimnisvolles Licht tauchte. Heute klickte der Drehschalter ein, aber es passierte nichts, es blieb dunkel. Ich versuchte mit zusammengekniffenen Augen etwas zu erkennen. Das Dachfenster war fast blind. Nur durch eine Ecke, in der das Glas eine Öffnung hatte, schien auf einmal die Sonne herein und es sah noch genauso aus wie damals, nichts hatte sich hier verändert. Es schien fast so, als ob die Zeit hier oben stehen geblieben wäre. In der Ecke stand noch immer der alte kaputte Stuhl, der damals schon nicht mehr alle Beine hatte. Ich fragte mich heute noch genauso wie früher, warum hatte sie ihn nur behalten? Es war noch staubiger auf dem Dachboden als früher. Ich schaute mich weiter um, als mein Blick dem einfallenden Lichtstrahl folgte und ich den alten Spiegel sehen konnte. Ich entdeckte darunter meinen alten, heißgeliebten, großen, braunen und schweren Lederkoffer mit all seinen Geheimnissen. Der Lichtstrahl schien stärker zu werden und ich hatte das Gefühl er breitete sich im ganzen Raum, von der Decke bis zum Boden, wie eine magische Energiequelle aus. Bedächtig ging ich dorthin, bückte mich, wischte mit der Hand darüber und pustete ein wenig den Staub vom Deckel. Mein Herz klopfte als ich ihn wie früher vorsichtig öffnete. In diesem Moment fiel auch das Licht in den geöffneten Koffer und ich konnte sehen, wie der Staub flimmernd im Lichtschein aufstieg. Dieser Dachboden hatte schon immer etwas Besonderes und die Fantasie war hier oben grenzenlos. Ich sah die Kleider, die Hüte und sogar meine heißgeliebten Schuhe, die mit den hohen Absätzen. Augenblicklich hatte ich das Gefühl, hier und jetzt war wieder alles möglich. Der feine Staub flimmerte im Lichtschein und schien mir den Weg in die Vergangenheit zu öffnen. Der Lichtschein nahm an Intensität weiter zu und ich fühlte mich in die Kindheit zurück versetzt. Ich betrachtete meine Füße und sah mich vor Aufregung mit geröteten Wangen, wie ich mit den hohen Absätzen auf dem Dachboden vorwärts von einem Ende zum Anderen stolzierte, so als würde ich eine Straße entlang flanieren und fühlte mich dabei wieder wie eine Dame von Welt. Ich fühlte mich wieder glücklich und zufrieden. Ein leichter Wind blies durch die kleine Öffnung am Fenster. Der feine Staub wurde durcheinander gewirbelt und der Lichteinfall verblasste. Augenblicklich war der Zauber vorbei und nur das schwache Licht und der darin schwebende Staub ließ die Magie in diesem Dachboden erahnen.Mit diesem Gefühl zog ich hinter mir die Dachbodentüre zu und lief lächelnd wie früher die Treppe hinab, zurück in die Stube. Hier schaute ich mich noch ein letztes Mal um, ging aus dem Haus und verschloss hinter mir die Türe. In Gedanken sah ich dabei das Bild meiner Großmutter vor mir, wie sie mich anlächelte mit dem Wissen, dass ich wieder einmal auf dem Dachboden war.

Mein Baum

Die Birke groß, stark und anmutig zugleich.
Leuchtend grüne kleine Blätter, vom Sonnenlicht durchflutet.

Im Wind sich wiegende zarte, biegsame Äste, die ab und an sachte ihren starken Stamm berühren. So leicht, als würden sie zart einen Körper liebkosen. Im leisen Rauschen des Windes sich wiegend, als sängen sie ein Lied.

Ein Lied, dessen Text lauten könnte:

Komm Kind der Erde 
Ich bin für dich da
Dort wo ich schon immer war

Komm Kind der Erde
Setze dich unter meine Äste
Und vergiss des Tages Hetze

Komm Kind der Erde
Lasse dich nieder
Ich fange dich auf

Immer und immer wieder

kontakt@brigitteboeckels.de

© 2012 Brigitte Böckels. Alle Rechte vorbehalten.

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